Die Imago Therapie

die-imago-therapieDie Imago-Therapie ist eine Form der Paartherapie, die von Dr. Harville Hendrix und seiner Frau, Dr. Helen LaKelly Hunt, in den 1980er Jahren entwickelt wurde. Die Therapie basiert auf der Idee, dass wir in unseren Beziehungen unbewusst nach einem Partner suchen, der uns hilft, unerfüllte Bedürfnisse aus unserer Kindheit zu heilen und alte Wunden zu schließen. Der Begriff “Imago” stammt aus dem Lateinischen und bedeutet “Bild” oder “Vorstellung” und bezieht sich auf das innere Bild eines idealen Partners, das wir in unserem Unterbewusstsein tragen.

Die Imago-Therapie konzentriert sich auf die Schaffung eines sicheren und unterstützenden Raums für Paare, in dem sie offen und empathisch miteinander kommunizieren können. Die Therapie basiert auf einigen zentralen Prinzipien:

Die Verbindung von Kindheitserfahrungen und Beziehungsmustern:

Die Imago-Therapie geht davon aus, dass unsere Beziehungsmuster von unseren Kindheitserfahrungen geprägt sind. Wir suchen unbewusst nach Partnern, die uns helfen, unerfüllte Bedürfnisse aus der Kindheit zu befriedigen und uns die Möglichkeit geben, alte Wunden zu heilen.

Die Wichtigkeit von Empathie und Verständnis:

Die Therapie legt großen Wert darauf, dass Paare empathisch miteinander kommunizieren und versuchen, die Perspektive des anderen zu verstehen, ohne Urteile oder Schuldzuweisungen.

Der Fokus auf das Wachstum der Beziehung:

Die Imago-Therapie betrachtet Beziehungsprobleme als Wachstumschancen für beide Partner. Paare lernen, wie sie ihre Beziehung nutzen können, um persönliches Wachstum und Entwicklung zu fördern.

Ein zentrales Werkzeug der Imago-Therapie ist der “Imago-Dialog”, ein strukturierter Kommunikationsprozess, der Paaren hilft, offen und empathisch miteinander zu sprechen. Der Imago-Dialog besteht aus drei Hauptkomponenten:

Spiegeln:

Der Zuhörer wiederholt die Worte des Sprechers, um sicherzustellen, dass die Botschaft korrekt verstanden wurde. Dies hilft, Missverständnisse zu vermeiden und zeigt dem Sprecher, dass er gehört wird.

Validieren:

Der Zuhörer bestätigt die Gefühle und Perspektiven des Sprechers, ohne Zustimmung oder Ablehnung auszudrücken. Dies kann zum Beispiel durch Sätze wie “Ich kann verstehen, wie du dich fühlst” oder “Deine Sichtweise macht für mich Sinn” geschehen.

Empathie zeigen:

Der Zuhörer versucht, sich in die Lage des Sprechers zu versetzen und seine Gefühle nachzuempfinden. Dies kann durch Sätze wie “Ich kann mir vorstellen, dass du dich dadurch verletzt/ärgert/traurig fühlst” zum Ausdruck gebracht werden.

Zwei Beispiele für den Dialog nach der Imago-Therapie

Beispiel 1: Finanzielle Entscheidungen

Partner A (Sprecher): Ich fühle mich frustriert, wenn wir über unsere Finanzen sprechen und ich das Gefühl habe, dass du meine Meinung und Bedenken nicht ernst nimmst.

Partner B (Zuhörer): Also, du fühlst dich frustriert, weil du denkst, dass ich deine Meinung und Bedenken in Bezug auf unsere Finanzen nicht ernst nehme. Habe ich das richtig verstanden?

Partner A: Ja, genau.

Partner B: Ich kann verstehen, dass du dich frustriert fühlst, wenn du das Gefühl hast, dass ich deine Meinung nicht ernst nehme. Das ist eine nachvollziehbare Reaktion.

Partner B: Ich kann mir vorstellen, dass du dich dadurch entmutigt und vielleicht sogar ein bisschen entwertet fühlst.

Anschließend würden die Rollen getauscht, sodass Partner B seine Gedanken und Gefühle ausdrücken kann und Partner A zuhört, spiegelt, validiert und Empathie zeigt.

Beispiel 2: Zeitmanagement

Partner A (Sprecher): Ich bin enttäuscht, wenn wir Pläne machen und du oft zu spät kommst oder sie kurzfristig absagst. Es fühlt sich an, als ob unsere gemeinsame Zeit nicht wichtig genug für dich ist.

Partner B (Zuhörer): Du bist also enttäuscht, wenn ich zu spät komme oder unsere Pläne kurzfristig absage, weil es sich für dich so anfühlt, als ob unsere gemeinsame Zeit nicht wichtig genug für mich ist. Ist das korrekt?

Partner A: Ja, das stimmt.

Partner B: Ich verstehe, warum das enttäuschend für dich ist und kann nachvollziehen, dass es so wirkt, als ob ich unsere gemeinsame Zeit nicht wertschätze.

Partner B: Ich kann mir vorstellen, dass du dich dadurch vernachlässigt und traurig fühlst.

Nach diesem Austausch würden die Rollen gewechselt und Partner B hätte die Gelegenheit, seine Sichtweise zu teilen, während Partner A zuhört, spiegelt, validiert und Empathie zeigt.

Der Imago-Dialog soll dazu beitragen, dass beide Partner sich gehört und verstanden fühlen und eine tiefere emotionale Verbindung herstellen können. Durch diese strukturierte Kommunikationsmethode lernen Paare, ihre Bedürfnisse und Gefühle klar auszudrücken und empathisch auf ihren Partner einzugehen.

Zusammenfassnd ist die Imago-Therapie eine effektive Methode zur Verbesserung der Kommunikation und des Verständnisses in Paarbeziehungen darstellt. Die Therapie basiert auf der Annahme, dass unsere Beziehungsmuster von unseren Kindheitserfahrungen geprägt sind und wir unbewusst nach Partnern suchen, die uns helfen, unerfüllte Bedürfnisse aus der Kindheit zu befriedigen und alte Wunden zu heilen.

Die Imago-Therapie legt Wert auf Empathie, Verständnis und offene Kommunikation, indem sie Paaren den Imago-Dialog als strukturiertes Kommunikationswerkzeug an die Hand gibt. Durch das Spiegeln, Validieren und Zeigen von Empathie während des Dialogs lernen Paare, einander zuzuhören, ihre Bedürfnisse und Gefühle auszudrücken und die Perspektive des Partners zu verstehen.

Die Therapie betrachtet Beziehungsprobleme als Wachstumschancen für beide Partner und unterstützt Paare dabei, ihre Beziehung als Plattform für persönliche Entwicklung und Heilung zu nutzen. Insgesamt kann die Imago-Therapie dazu beitragen, die emotionale Verbindung zwischen Partnern zu vertiefen, die Kommunikation zu verbessern und eine stabilere, erfüllendere Beziehung aufzubauen.

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