Systemische Paartherapie – ein Überblick

systemische-paartherapieDie systemische Paartherapie ist ein Therapieansatz, der darauf abzielt, Paaren dabei zu helfen, ihre Beziehungsprobleme besser zu verstehen und Lösungen zu entwickeln, um diese Probleme zu bewältigen. Dabei wird die Beziehung als System betrachtet, in dem alle Mitglieder (Partner, Familie, soziales Umfeld) miteinander interagieren und sich gegenseitig beeinflussen. Die systemische Paartherapie konzentriert sich weniger auf die individuellen Probleme der Partner, sondern vielmehr auf die Dynamik innerhalb des Beziehungssystems.

Grundprinzipien der systemischen Paartherapie:

Beziehungsdynamik:

In der systemischen Paartherapie geht man davon aus, dass Probleme in der Beziehung oftmals aus der Dynamik zwischen den Partnern entstehen, statt aus den individuellen Eigenschaften oder Schwächen der einzelnen Partner. Die Therapie konzentriert sich darauf, diese Dynamik zu erkennen und zu verändern.

Wechselseitige Beeinflussung:

Die systemische Paartherapie betont, dass alle Mitglieder des Systems (Partner, Familie, soziales Umfeld) sich gegenseitig beeinflussen. Veränderungen im Verhalten oder in der Kommunikation eines Partners können somit auch Veränderungen im anderen Partner und im gesamten Beziehungssystem bewirken.

Ressourcenorientierung:

Die systemische Paartherapie fokussiert sich auf die Stärken und Ressourcen des Paares und der einzelnen Partner, um positive Veränderungen in der Beziehung zu fördern. Anstatt sich nur auf Probleme und Defizite zu konzentrieren, wird gemeinsam nach Lösungen und neuen Perspektiven gesucht.

Lösungs- und zielorientiert:

Die systemische Paartherapie ist eine lösungs- und zielorientierte Therapieform. Sie konzentriert sich darauf, gemeinsam mit dem Paar realistische und erreichbare Ziele zu definieren und konkrete Schritte zur Verbesserung der Beziehung zu entwickeln.

Methoden und Techniken der systemischen Paartherapie:

In der systemischen Paartherapie kommen verschiedene Methoden und Techniken zum Einsatz, um Paaren dabei zu helfen, ihre Beziehungsdynamik besser zu verstehen und neue Lösungsansätze für ihre Probleme zu entwickeln. Einige der häufig verwendeten Methoden und Techniken sind:

Genogrammarbeit:

Die Genogrammarbeit ermöglicht es, familiäre und soziale Beziehungen und Verhaltensmuster der Partner zu visualisieren und zu analysieren. Ein Genogramm ist eine Art Familienstammbaum, der die Beziehungen zwischen den Familienmitgliedern und wichtige Ereignisse im Lebensverlauf darstellt.

Skulpturarbeit:

Die Skulpturarbeit ist eine kreative Methode, bei der die Partner ihre Beziehungsdynamik und Gefühle in Form von Körperhaltungen und Abständen zueinander darstellen. Diese Methode hilft, die Beziehungsdynamik auf nonverbale Weise sichtbar und begreifbar zu machen und fördert das Verständnis der Beziehungsmuster.

Reframing:

Reframing bedeutet, eine Situation oder ein Problem aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. In der systemischen Paartherapie werden Paare dazu angeleitet, ihre Probleme und Konflikte aus verschiedenen Perspektiven zu sehen und dadurch neue Lösungsansätze zu erkennen.

Zirkuläres Fragen:

Zirkuläres Fragen ist eine Fragetechnik, die dazu dient, die Sichtweisen, Annahmen und Bewertungen der Partner herauszuarbeiten und mögliche Alternativen zu erkunden. Dabei werden die Partner dazu angeregt, ihre eigene Position zu reflektieren und die Perspektive des anderen einzunehmen.

Systemische Aufstellungen:

Bei systemischen Aufstellungen werden Beziehungsstrukturen und Dynamiken innerhalb des Beziehungssystems räumlich dargestellt, indem Stellvertreter oder Symbole für die beteiligten Personen oder Elemente verwendet werden. Dadurch können verborgene Strukturen und Zusammenhänge sichtbar gemacht und bearbeitet werden.

Rollenspiele:

In Rollenspielen werden typische Konfliktsituationen aus dem Alltag der Partner nachgestellt. Die Partner können dabei ihre Kommunikationsmuster, Gefühle und Verhaltensweisen erkennen und alternative Verhaltensweisen ausprobieren. Rollenspiele helfen, das Verständnis füreinander zu fördern und die Kommunikation zu verbessern.

Ressourcenaktivierung:

Die systemische Paartherapie legt großen Wert darauf, die Stärken und Ressourcen des Paares und der einzelnen Partner zu identifizieren und zu nutzen. Dabei werden positive Erfahrungen, Fähigkeiten und Potenziale hervorgehoben und in den Therapieprozess einbezogen, um Veränderungen zu unterstützen.

Hausaufgaben und Übungen:

Um den Transfer des Gelernten in den Alltag zu erleichtern, erhalten die Partner oft Aufgaben oder Übungen, die sie zwischen den Therapiesitzungen durchführen sollen. Diese können beispielsweise die Kommunikation, das gemeinsame Problemlösen oder die Aktivierung von Ressourcen betreffen.

Fazit:

Die systemische Paartherapie hat sich als eine effektive Methode erwiesen, um Beziehungsprobleme zu erkennen und zu lösen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die systemische Paartherapie durch ihren Fokus auf die Beziehungsdynamik, die Betonung der wechselseitigen Beeinflussung, die Ressourcenorientierung und den lösungs- und zielorientierten Ansatz eine effektive Möglichkeit bietet, um Probleme in der Beziehung zu erkennen und zu lösen. Die Vielfalt der Methoden und Techniken ermöglicht es zudem, individuell auf die Bedürfnisse und Probleme der Paare einzugehen und sie bei der gemeinsamen Arbeit an einer glücklicheren und erfüllteren Beziehung zu unterstützen.

Sprechen Sie offen und ehrlich mit Ihrem Therapeuten, ob die systemische Paartherapie bei Ihren individuellen Problemen in der Beziehung helfen kann, die Probleme verstehen zu lernen und lösen zu können.

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